Eine virtuelle Zeitreise in den Herbst des Jahres 1557

 

Hier sehen Sie das Video zum 3D-Rundgang.

 

Grossansicht in neuem Fenster: Abbildung 1: die zwei wichtigsten Bauphasen nach Otto Bauer.

 

Die Datenbasis

Nachdem das Museumsgebäude Anfang der 1990er Jahre durch die Marktgemeinde Altdorf erworben wurde, kam es in den folgenden Jahren zu verschiedenen Untersuchungen der Bausubstanz. Durch Jahrringdatierungen aus Balken vom Dachstuhl bis in den Keller wissen wir, dass die ältesten Teile des Hauses – nämlich der Keller und der Blockbau im Erdgeschoss – in den Jahren 1547 bis 1550 errichtet wurden. Damit ist das Baudenkmal eines der ältesten erhaltenen Bauernhäuser Niederbayerns. Zusammengeführt wurden alle diese Erkenntnisse durch Professor Otto Bauer, der im Jahr 2004 einen ausführlichen Artikel zu den Umbauten des Gebäudes veröffentlichte (Abb. 1).

 

 

Grossansicht in neuem Fenster: Abbildung 2: Außenansicht des 3D-Modells.

 

Die damaligen Bewohner

Historische Recherchen durch Hans Seidl lieferten viele Detailinformationen zur Nutzung des Anwesens. So berichtet eine Quelle aus dem Jahr 1539, dass neben der Familie Neumayr eine Magd und ein Knecht hier lebten sowie fünf Rinder und zwei Pferde im Stall gehalten wurden. Dies spricht für einen beachtlichen Reichtum des Besitzers. In den Folgejahren schildern Steuerlisten den Grund für den Wohlstand dieses Leonhart Neumayr: allein im Jahr 1557 wurden auf seinen Weinbergen fast 15000 Liter Wein produziert.

 

 

 

Grossansicht in neuem Fenster: Abbildung 3: die Räume des Blockbaus ohne Dach.

 

Das 3D-Projekt

Vor allem eine tiefgreifende Erneuerung der Wände und des Dachsstuhls im Jahr 1730/31 hat dazu geführt, dass der ursprüngliche Holzbau kaum mehr zu erkennen ist. Deshalb machten wir uns auf Basis der Vermessungen und mit einer detaillierten Fotodokumentation daran, die Räume in ihrer einstigen Gestalt virtuell nachzubauen (Abb. 2 und 3). Die Türen hatten keine eisernen Scharniere und es gab kein Fensterglas – von elektrischem Licht ganz zu schweigen. Dachziegel waren teuer, deshalb ist eine Dachdeckung mit Schilf oder Stroh wahrscheinlich. Ein Nebeneffekt Projektes war übrigens, dass wir den Keller mit beliebig vielen Fässern füllen konnten (Abb. 5). Der Platz hat für die Lagerung der erwähnten 15000 Liter Wein gerade so gereicht!

 

 

 

Grossansicht in neuem Fenster: Abbildung 4: Blick in die sogenannte „Rauchkuchl“.

 

Rauch, Kälte und wenig Licht

Sobald die ersten Kammern in der virtuellen Realität konstruiert waren, mussten wir feststellen, dass es in den Räumen äußerst finster war. Das offene Feuer in der Küche führte außerdem zu erheblichem Qualm (Abb. 4). In den kälteren Monaten war also die angrenzende Stube der einzige Raum in dem man sich länger aufhalten konnte. Man lebte mit den Tieren unter einem Dach, sodass mit zahlreichen Insekten und nicht unerheblicher Geruchsbelästigung zu rechnen ist. Viele dieser Eindrücke können Sie jetzt mit eigenen Augen nachempfinden und sich selbst ein Bild von der Wohnqualität des 16. Jahrhunderts verschaffen.

 

 

Grossansicht in neuem Fenster: Abbildung 5: Blick in den Weinkeller mit etwa 60 Fässern, die gut 10000 Liter Wein fassen würden.Literatur:

- BAUER 2004: Otto Bauer, Baugeschichte. Alte Spuren – neue Erkenntnisse. In: Marktgemeinde Altdorf/Heimat- und Museumsverein Altdorf e.V. (Hrsg.), Spuren in die Vergangenheit des Adlhoch-Hauses. Altdorfer Schriften 1 (Taufkirchen 2004) 23–51.

- SEIDL 2004: Hans Seidl, Eine „allerlustigste Gegend“ – Weinbau in Altdorf. Ebd. 73–86.

 

Bildnachweise:

Abb. 1: zusammengestellt nach Bauer 2004 Abb. 5.1 und 6.1.

Abb. 2-5: Andreas Hartmann, konstrukt3, Regensburg.

 

Geldgeber