Wärmeplanung & Geothermie
Stand: Mai 2025
Mehr als die Hälfte des deutschen End-Energieverbrauchs entfällt auf den Bereich Wärme. Bei der Umstellung auf eine nachhaltige und umweltfreundliche Wärmeversorgung liegt noch ein weiter Weg vor uns. Mit der sogenannten „Kommunalen Wärmeplanung“ erarbeiten die Kommunen Konzepte wie dieser Weg aussehen kann. Durch eine umfassende Analyse der Gegebenheiten und Potenziale wird die Struktur der Wärmeversorgung und –nachfrage transparent dargestellt und die Grundlage geschaffen, eine Versorgung mit erneuerbarer Energien zu planen und umzusetzen.
Altdorf muss bis Ende Juni 2026 einen solchen Wärmeplan fertigstellen und hat sich dafür Hilfe bei lokalen und überregionalen Partnern geholt: Gemeinsam mit der Bayernwerk Netz GmbH und dem Institut für nachhaltige Energieversorgung GmbH in Rosenheim erarbeitet der Markt ein maßgeschneidertes Konzept für eine klimaneutrale Wärme-Zukunft.
Ende März 2025 wurde vom Marktgemeinderat die Vergabe dazu beschlossen und Anfang Mai fand dazu die Auftaktveranstaltung im Rathaus statt:
von links nach rechts: Tobias Stahl, Geschäftsführer INEV; Sebastian Stöhr, Projektleitung von INEV; Steffen Mayer, Gesamtprojektleitung von Bayernwerk Netz GmbH; Bgm Sebastian Stanglmaier; Stefanie Detterbeck, Projektleitung Wärmeplanung Markt Altdorf und Claudia Hauser, Bauamtsleiterin Markt Altdorf
HIER finden Sie die Präsentation der Auftaktveranstaltung.
Ein Fahrplan für die Wärmeversorgung von morgen: Begonnen wird mit einer umfassenden Datenerhebung und –Analyse (Eignungsprüfung/Bestandsanalyse). Damit soll erforscht werden, wie viel Wärme in Altdorf mit allen Ortsteilen benötigt wird und welche Energieträger aktuell dafür genutzt werden. In der nächsten Phase werden Einsparpotenziale sowie die Möglichkeiten zur Nutzung von erneuerbaren Energien und Abwärme aus lokalen Quellen untersucht (Potentialanalyse). Auf Basis dieser Analysen soll für jedes Siedlungsgebiet die optimale Wärmeversorgung gefunden werden (Zielszenario). Die Möglichkeiten reichen dabei von großflächigen Projekten wie dem Bau eines Fernwärmenetzes bis hin zu individuellen Lösungen wie Wärmepumpen, Pelletheizungen oder der Nutzung von Wasserstoff. Auf Grundlage des Zielszenarios wird dann ein Fahrplan zur Umsetzung des kommunalen Wärmeplans formuliert (Umsetzungsstrategie und Maßnahmen). Dabei werden konkrete Maßnahmen, Prioritäten und ein Zeitplan für die kommenden Jahre ausgearbeitet. Es werden konkrete Ziele zur erforderlichen Energieeinsparung und zum Aufbau der künftigen Energieversorgungsstruktur gesetzt.
Ein wichtiger Fokus liegt dabei auf Zusammenarbeit: Verwaltung, Großverbraucher und vor allem Bürgerinnen und Bürger werden von Beginn an eingebunden. Denn die besten Lösungen entstehen gemeinsam – praxisnah, wirtschaftlich und nachhaltig. Nachfolgend sehen Sie unseren derzeitigen Zeitplan (Stand: Mai 2025):
Der Wärmeplan bietet den Bürgerinnen und Bürgern Orientierung bei der Wahl klimafreundlicher Heizsysteme. Ob beim Neubau oder der Umstellung auf eine nachhaltige Alternative – der Plan hilft bei fundierten Entscheidungen. Wichtig dabei: Er macht keine Vorschriften und hat keinen Einfluss auf die Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes des Bundes, sondern dient lediglich als Entscheidungshilfe. Es wird lediglich geprüft, welche Möglichkeiten zur Wärmeversorgung am besten geeignet sind. Neben dem Klimaschutz hat die Wärmeplanung auch wirtschaftliche Vorteile: Lokale Energiequellen werden genutzt, die regionale Wertschöpfung gestärkt und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringert. Dadurch erhöht sich auch die Versorgungssicherheit.
Die Kosten für die kommunale Wärmeplanung werden durch ein Förderprogramm des Bundes übernommen (Förderkennzeichen: 67K29008). Projektträger für das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz ist die Z-U-G-gGmbH (Zukunft – Umwelt – Gesellschaft), Geschäftsbereich Nationale Klimaschutzinitiative (NKI) Kommunalrichtlinie.
Nationale Klimaschutzinitiative: Mit der Nationalen Klimaschutzinitiative initiiert und fördert die Bundesregierung seit 2008 zahlreiche Projekte, die einen Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen leisten. Ihre Programme und Projekte decken ein breites Spektrum an Klimaschutzaktivitäten ab: Von der Entwicklung langfristiger Strategien bis hin zu konkreten Hilfestellungen und investiven Fördermaßnahmen. Diese Vielfalt ist Garant für gute Ideen. Die Nationale Klimaschutzinitiative trägt zu einer Verankerung des Klimaschutzes vor Ort bei. Von ihr profitieren Verbraucherinnen und Verbraucher ebenso wie Unternehmen, Kommunen und Bildungseinrichtungen: www.klimaschutz.de/kommunalrichtlinie
Geothermie in Altdorf
Um die Jahrtausendwende machte der Markt Altdorf überregional Schlagzeilen: Bei einer Forschungsbohrung des geologischen Landesamtes traf man in rund 800 m Tiefe auf 71 °c warmes Wasser. Dies war der bislang höchste geothermische Gradient der in Deutschland gemessen wurde. Man war sich schnell einig, dass die Kommune diesen Schatz nutzen sollte. So wurde eine Machbarkeitsstudie für ein Thermalbad in Auftrag gegeben und die AlKom (Altdorfer Kommunalunternehmen) gegründet. Eine Investorensuche blieb jedoch erfolglos.
In den Folgejahren wurden verschiedene Konzepte zum Aufbau einer geothermalen Fernwärmeversorgung erstellt. In den Jahren 2008 (am Bauhof, Tiefe 611 m) und 2012 (am Ziegeleigelände, Tiefe 780 m) wurden erfolgreich zwei Förderbohrungen abgeteuft. Das Ergebnis eines Pumpversuchs: 64 °c bei einer Schüttung von 115 l/sec.
Einer Machbarkeitsstudie folgte die Erstellung eines Wärmekatasters, die Planung eines Fernwärmenetzes und die dazugehörige Akquise. Mit den Bürgern wurden Wärmelieferverträge abgeschlossen und sie konnten Wärme im Rahmen eines Vorkaufs erwerben. Nachdem die Planungen im Jahr 2012 ins Stocken gerieten, wurde die Wirtschaftlichkeitsberechnung auf den Prüfstand gestellt. Im Ergebnis stoppte der Verwaltungsrat des Kommunalunternehmens das Projekt.
Mit einem neuen Planerteam versuchte man daraufhin in einem abgespeckten Rahmen ein kleineres Projekt zu realisieren. Dabei sollte das Kommunalunternehmen in die Infrastruktur (Heizzentrale, Fernwärmenetz,…) investieren und diese an einen Betreiber verpachten. Für den Projektstart wären 9 MW an Vorverträgen zur Wärmelieferung mit Großabnehmern nötig gewesen. Zur vereinbarten Deadline Ende 2018 wurde dieser Wert verfehlt. Daraufhin stoppte der Verwaltungsrat auch dieses Vorhaben.
2020 wurden Gespräche mit der Stadt Landshut, als mögliche Wärmeabnehmerin, angestoßen. Die Vorgespräche mündeten Ende 2021 in eine Absichtserklärung zwischen Oberbürgermeister Putz und Bürgermeister Stanglmaier. Nach langen Planungen und vielen Gesprächen sprach sich jedoch der Stadtrat im September 2024 gegen eine Kooperation mit Altdorf und für eine eigene Bohrung im Stadtpark aus.
Die drohende Verfüllung der beiden Altdorfer Bohrungen konnten wir verhindern. Die Nutzungserlaubnis ist zwar vorerst ausgelaufen, die Bohrungen können aber weiterhin offen gehalten werden. Damit ist eine Nutzung in Zukunft nicht ausgeschlossen.